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Inhalte im Überblick
- Tradition trifft Medizin: die ayurvedische Kräuter- und Gewürzkunde in der modernen Welt
- Welche Rolle spielen Kräuter und Gewürze im Ayurveda?
- Wie können wir heute von ayurvedischen Kräutern und Gewürzen profitieren?
- Kräutern und Gewürze: Eigenschaften laut Ayurveda
- Ayurveda Grundausstattung – Diese Kräuter und Gewürze gehören in deine Küche
- Ayurvedische Kräuter und Gewürze Wirkung
- #1 Kurkuma – Blutreinigung
- #2 Ashwagandha – Vitalisierend & Nervenberuhigend
- #3 Triphala – verdauungsfördernd und reinigend
- #4 Brahmi – Gehirn -Tonikum
- #5 Süßholz – Regeneration
- Ayurvedische Kräuter und Gewürze als Nahrungsergänzung
- Ayurvedische Kräuter und Gewürze auf einen Blick
Kräuter und Gewürze haben im Ayurveda einen hohen Stellenwert. In der ayurvedischen Medizin bilden Kräutermedizin und Gewürzkunde ein eigenes Fachgebiet, Dravyaguna genannt. Dort werden die Pharmakokinetik, das, was der Körper mit der Substanz macht, und die Pharmakodynamik, die Wirkungen und Nebenwirkungen einer Substanz, von Kräutern genau beschrieben.
Tradition trifft Medizin: die ayurvedische Kräuter- und Gewürzkunde in der modernen Welt
In ayurvedischen Textbüchern finden wir Pflanzen als Medikamente und zur generellen Steigerung unseres Wohlbefindens und der Körperkräfte. Sie werden aus verschiedenen Blickwinkeln klassifiziert, z. B. nach Wirkung auf Doshas,
Vielleicht mag es auf den ersten Blick erscheinen, dass dieses Wissen der fernöstlichen Kräuterlehre für uns im Westen nicht relevant oder überholt ist, oder keinen Bezug zur heutigen Zeit aufweist. Oder wir denken vielleicht, dass die dort beschriebenen Kräuter und Gewürze größtenteils von tropischen Pflanzen stammen, zu denen wir keinen Zugang haben oder die in unseren Breitengraden wenig Wert haben.
Die ayurvedische Kräuterkunde ist jedoch ein ausgefeiltes System, das wir auf unsere eigenen modernen Bedürfnisse übertragen können. Diese Lehre erläutert uns nicht nur bestimmte Kräuter des indischen Subkontinents, sondern auch einen Weg, alle Kräuter der Welt zu verstehen.
Welche Rolle spielen Kräuter und Gewürze im Ayurveda?
Um die ayurvedische Herangehensweise an Kräuter zu verstehen, muss man das grundlegende System von Ayurveda verstehen, das eine vollständige Heilwissenschaft ist, einschließlich der physischen, psychischen und spirituellen Aspekte des Lebens.
Ayurvedische Kräuter und Gewürze werden aus mehreren Gründen verwendet, darunter:
- Den Körper „reinigen“
- Krankheiten abwehren
- Körper, Geist und Seele in Einklang bringen
Die ayurvedische Medizin zielt darauf ab, Krankheiten vorzubeugen – anstatt auf Krankheiten zu reagieren –, indem sie ein Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Umwelt aufrechterhält. Im Ayurveda werden Kräuter und Gewürze selten allein verwendet, sondern als Teil eines ganzheitlichen Gesundheitsansatzes, der auch weitere Aspekte integriert wie z.B.:
- Ernährung
- Yoga
- Massage
- Aromatherapie
- Meditation
- Therapeutische Öle und Gewürze
Im Ayurveda werden Kräuter und Gewürze nicht nur nach Symptomen oder anhand ihrer allgemeinen Wirkung eingesetzt, sondern es steht auch immer das Individuum im Mittelpunkt.
Jede Pflanze hat eine bestimmte Wirkung auf die Doshas und passt dementsprechend besser oder weniger gut zu deiner Konstitution. Die ayurvedische Kräuterkunde lehrt uns ebenso wie die ayurvedische Lebensmittelkunde, dass es nicht nur um die Inhaltsstoffe oder Wirkung einer Substanz geht, sondern auch darum, ob diese zu unserer individuellen Genetik passt.
Wie können wir heute von ayurvedischen Kräutern und Gewürzen profitieren?
Laut der ayurvedischen Kräuterkunde haben Kräuter und Gewürze eine Vielzahl von Vorteilen für Körper, Geist und Seele. Sie können innerlich oder äußerlich (durch die Haut) oder sogar als Aromatherapie verwendet werden.
Die gesundheitlichen Vorteile des Verzehrs ayurvedischer Kräuter und Gewürze können unter anderem sein
- Unterstützung von Gewichtsverlust
- Entgiftung und Reinigung des Blutes
- Verbesserung der Verdauung und mit ihr anderer Stoffwechselfunktionen
- Förderung eines vitalen Hautbildes
- Verbesserung der allgemeinen Vitalität
- Steigerung der psychischen Gesundheit
Kräutern und Gewürze: Eigenschaften laut Ayurveda
Ayurveda-Behandlungen umfassen mehr als 600 Kräuterformeln und 250 Einzelpflanzenheilmittel. Die ayurvedische Pharmakologie beschreibt dabei ganz genau, welche Eigenschaften jede Pflanze oder Formel aufweist. Dazu wird sich der folgenden pharmakologischen Prinzipien bedient:
- Rasa: „Geschmack“ – ein einzelner oder mehrere Geschmäcke, die einen Einfluss auf die Dosha haben
- Vipaka: „Umwandlung oder post-digestiver Effekt“ (betrifft die Exkrete und Ernährung der Zellen)
- Virya: „Dynamik oder Temperatur“ – entweder ist die Substanz kühlender oder erhitzender Natur
- Prabhava: „Spezielle Wirkung“ – eine aufgrund der anderen Parameter unerklärliche Eigenschaft (z.B. fiebersenkend obwohl erhitzende Qualität)
- Guna: „Eigenschaft“ – die Gunas in einer Pflanze (schwer, leicht, trocknend, ölig, etc.)
Dieses System der ayurvedischen Pflanzenkunde findet sich in dieser Ausführlichkeit in keiner anderen Pflanzenheilkunde. Wenn wir von der ayurvedischen Pflanzenheilkunde sprechen, geht es vielmehr darum, dieses ausgefeilte System auf unsere moderne Zeit und die jeweils heimischen Pflanzen zu übertragen. Zwar gibt es für die wichtigsten ayurvedischen Heilpflanzen keine westlichen Äquivalente, jedoch werden auch viele westliche Pflanzen beschrieben und ebenso genutzt. Im Ayurveda heißt es, dass man idealerweise die Pflanzen nutzen sollte, die dort wachsen, wo man lebt.
Ayurveda Grundausstattung – Diese Kräuter und Gewürze gehören in deine Küche
Es empfiehlt sich, eine Auswahl an verschiedenen Gewürzen zu Hause zu haben. Dabei geht es nicht darum, jedem Gericht so viele Gewürze wie möglich zuzufügen, sondern durch eine gezielte Auswahl den Geschmack und die Wirkung des Gerichtes anzupassen.
Gewürze wie Fenchelsamen, Kurkuma oder Gewürznelken können zudem eine schöne Ergänzung der Hausapotheke sein:
- Fenchelsamen nach dem Essen gekaut, wirken gegen Mundgeruch und verbessern die Verdauung der vorangegangenen Mahlzeiten.
- Fenchel- und Cuminsamen als Tee aufgebrüht, wirken entspannend bei Magenkrämpfen. Ein traditioneller Erkältungstrunk im Ayurveda ist die Goldene Milch, die durch das enthaltene Kurkuma eine antibakterielle Wirkung hat.
- Gewürznelken entfalten ebenfalls eine antibakterielle und schmerzlindernde Wirkung und werden im Ayurveda traditionell bei Zahnschmerzen oder Entzündungen des Zahnfleisches eingesetzt.
Ayurvedische Kräuter und Gewürze Wirkung
Welche Wirkung ayurvedische Kräuter genau entfalten, ergibt sich auch aus deiner Konstitution und dem (Un-) gleichgewicht deiner Doshas.
Dennoch haben bestimmte Kräuter natürlich bestimmte Qualitäten. Hier möchte ich dir die 5 wichtigsten Kräuter im Ayurveda und deren Wirkung vorstellen:
#1 Kurkuma – Blutreinigung
Kurkuma reinigt das Blut und die Kanäle des Körpers. Es verbessert den Teint der Haut, bringt Durchblutung und Nährstoffe in die Haut. Kurkuma wirkt entzündungshemmend und ist ein perfektes Mittel zur Behandlung von zu Akne neigender Haut. Kurkuma gleicht alle Doshas aus, aber wegen seiner blutreinigenden und leberreinigenden Eigenschaften gleicht es Pitta am meisten aus.
So wendest du Kurkuma an
Für eine Wirkung sollte pro Tag 1 TL Kurkuma verzehrt werden, ob in Kapselform oder als Teil deiner Ernährung. Kurkuma eignet sich übrigens wunderbar in Form einer Ayurveda-Gewürzmilch. Kurkuma wirkt am besten zusammen mit schwarzem Pfeffer eingenommen, da er die Aufnahme des enthaltenen Wirkstoffs Kurkumin verbessert. Dazu kannst du ½ – 1 TL Kurkuma mit einer Prise schwarzen Pfeffer in Pflanzen- oder Ziegenmilch aufkochen und optional mit etwas Honig süßen, wenn die Milch Trinktemperatur erreicht hat. Kurkuma kann akut bei Erkältungen eingenommen werden, es wirkt aber auch vorbeugend und förderlich auf die Gesundheit, wenn es regelmäßig konsumiert wird.
#2 Ashwagandha – Vitalisierend & Nervenberuhigend
Als eines der besten Anti-Aging-Kräuter steigert Ashwagandha die Vitalität. Dieses Kraut ist entscheidend für Menschen, die unter zu viel Stress leiden oder überarbeitet sind. Vor dem Zubettgehen eingenommen, fördert es einen erholsamen Schlaf.
So wendest du Ashwanganda an
Ashwagandha wirkt am besten mit Milch eingenommen – dazu einen 1/2 Teelöffel in Milch aufkochen und optional mit 1 TL rohem Honig süßen, sobald die Milch Trinktemperatur hat.
Tipp: Du kannst Kurkuma und Ashwaganda auch in einer leckeren Moon Milk kombinieren.
#3 Triphala – verdauungsfördernd und reinigend
Triphala ist eigentlich nicht ein ayurvedisches Kraut, sondern eine Formel, die drei verschiedene Früchte in getrockneter Form enthält:
- Amalaki
- Haritaki
- Bibhitaki
Triphala fördert die Verdauung und den Stoffwechsel und wirkt damit reinigend und verjüngend auf den Körper.
Studien weisen darauf hin, dass Triphala antioxidative Wirkungen haben könnte. Antioxidantien aus Pflanzen entgiften schädliche Chemikalien im Körper, sogenannte freie Radikale, die Zellen langfristig schädigen können. Als solches könnte Triphala theoretisch altersbedingte Krankheiten wie Herzkrankheiten und Krebs verhindern oder verzögern.
Einige Studien weisen auch darauf hin, dass Triphala, wie es auch in der Ayurveda-Medizin angewandt wird, die Gesundheit positiv beeinflussen kann bei:
- Adipositas
- Hoher Blutdruck
- Hoher Cholesterinspiegel
- Diabetes
Weitere klinische Studien sind hier jedoch noch erforderlich.
So wendest du Triphala an
Triphala kann am Abend mit heißem Wasser als Tee eingenommen werden, um die Darmentleerung am nächsten Morgen zu fördern oder am Morgen als Verjüngungsmittel und um die Vitalität zu steigern. Dazu 1 TL Triphala mit 1 Tasse Wasser aufkochen.
#4 Brahmi – Gehirn -Tonikum
Brahmi wirkt vorwiegend auf das Gehirn und das Nervensystem. Es heißt, dass es auch die linke und rechte Gehirnhälfte ausgleicht und die Zirbeldrüse in ihrer Arbeit unterstützt. Es ist gut für alle drei Doshas, aber besonders vorteilhaft, um ein hohes Pitta auszugleichen. Brahmi entfernt Giftstoffe (Ama) und Blockaden aus dem Nervensystem und wird traditionell bei Depressionen angewandt oder um das Gedächtnis und die Konzentration zu verbessern. Zudem wird es auch verwendet, um das Haarwachstum anzuregen.
So wendest du Brahmi an
Brahmi wird am Besten am Morgen eingenommen, um Körper und Gehirn zu verjüngen. Dazu kannst du die Brahmi-Blätter in Wasser kochen und als Tee trinken, oder in Milch kochen oder Brahmi-Ghee zubereiten. Es kann auch als medizinisches Öl für das Haar verwendet werden, was nicht nur auf die Haare, sondern über die Kopfhaut auch auf das Gehirn wirkt.
#5 Süßholz – Regeneration
Süßholz ist ein verjüngendes Kraut, das sowohl im Osten als auch im Westen häufig verwendet wird. Es verjüngt alle Körpersysteme, beruhigt den Hals, reduziert Sodbrennen und beruhigt den Geist
So wendest du Süßholz an
Füge dem heißem Tee Süßholzwurzel anstelle von Honig oder Zucker als Süßungsmittel hinzu. Du kannst auch Süßholzwurzelpulver in Milch kochen und vor dem Schlafengehen trinken.
Ayurvedische Kräuter und Gewürze als Nahrungsergänzung
Kennst du deinen Dosha-Typ und ist Ayurveda ein Teil deines Lebens? Dann kannst du je nach Grund für die Einnahme Zielsetzung einige Kräuter basierend auf diesem Wissen selbst vermehrt einbauen. Durch den Einsatz von Gewürzen kannst du deine Gerichte z.B. mit sekundären Pflanzenstoffen anreichern. Frische Kräutern liefern auch einen Mehrwert an Mikronährstoffen, z.B. sind Koriander und Petersilie sehr reich an Vitamin C und Eisen.
Lesetipp: So lernst du ayurvedisch Kochen
Überdies gibt es im Ayurveda auch besondere Pflanzen, die nicht zu den Küchengewürzen gehören, deren tägliche Einnahme z.B. als Tee die Gesundheit positiv beeinflussen können, da sie wichtige Nährstoffe enthalten. Ein Beispiel ist Moringa: Die Blätter enthalten in hohen Mengen Protein, Vitamin A und Kalzium. Moringa enthält zudem Vitamine D, E und K sowie Kupfer und Zink. Auch Omega-3 Fettsäuren und zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe wie Carotin und Chlorophyll sind enthalten.
Bei Heilpflanzen und Kräuterformeln ist es wichtig, diese nur in Absprache mit deinem Ayurveda-Arzt/Praktiker einzunehmen. Jede Pflanze hat eine Wirkung auf deine Konstitution und passt dementsprechend besser oder weniger gut zu dir.
Zudem kennt man für jede Heilpflanze auch ein optimales Vehikel – eine Substanz, welche die Pflanze tiefer in die Körpergewebe transportiert oder die Aufnahme der Wirkstoffe verbessert. Das können z.B. Honig, Milch oder warmes Wasser sein.
Du kannst dir die Kraft der Pflanzen aber auch ganz einfach über viele Küchengewürze zunutze machen. Ein gut sortiertes Gewürzregal kann deine eigene kleine Ayurveda-Hausapotheke werden.
Mittlerweile gibt es einige Studien zu einigen Kräutern und einer Vielzahl von Gewürzen, die auf die positiven Wirkungen auf die menschliche Gesundheit hinweisen. Während einige Pflanzen und deren Inhaltsstoffe wie Kurkuma gründlich erforscht sind, ist bei vielen ayurvedischen Kräutern noch weitere Forschung erforderlich, um deren Wirkung im klinischen Kontext bei uns zu untermauern. Es sollte jedoch nicht unterschätzt werden, dass die Ayurveda-Medizin auf Jahrtausende lange Anwendung am Menschen zurückblickt und ein reiches Erfahrungswissen bietet.
Ayurvedische Kräuter und Gewürze auf einen Blick
- Die Kräutermedizin und Gewürzkunde ist ein eigenes Fachgebiet der ayurvedischen Medizin Dravyaguna.
- Laut Ayurveda sollen wir primär die Pflanzen verwenden, die dort wachsen, wo wir leben. Deswegen umfasst die ayurvedische Kräuterkunde Wissen, um alle Pflanzen der Welt zu verstehen und auch in der westlichen Welt zielgerichtet einzusetzen.
- Obwohl jedes Kraut und Gewürz seine ganz eigenen Qualitäten hat, muss es zu deiner Konstitution und deinem akuten Zustand passen.
- Heilpflanzen und spezielle Kräuterformeln solltest du nur in Abstimmung mit einem Ayurveda-Arzt oder Heilpraktiker anwenden.
- Die Eigenschaften jedes Krautes und Gewürzes werden in der ayurvedischen Pharmakologie nach Rasa, Vipaka, Virya, Prabhava und Guna klassifiziert
Disclaimer: Jedes Kraut kann unerwünschte Nebenwirkungen verursachen oder mit herkömmlichen Medikamenten, die eingenommen werden, interagieren. Bei Triphala sind Durchfall und Bauchbeschwerden bekannte Nebenwirkungen bei hohen Dosen, zudem wurden Interaktionen mit Blutverdünnern mit Cumarin beobachtet. Die Einnahme sollte daher immer nur unter Aufsicht und Rücksprache von (Ayurveda)-Ärzten oder Heilpraktikern erfolgen.
Es gibt ein paar Hinweise, dass dein Dosha aus dem Gleichgewicht geraten sein könnte.
Hierbei ist es wichtig, dass du diese Zeichen neben der ayurvedischen Perspektive auch aus der ernährungswissenschaftlichen und schulmedizinischen Perspektive betrachtest. Du solltest bei jeglichen Symptomen immer einen Arzt oder Heilpraktiker konsultieren, sowie Labortests in Anspruch nehmen.